The intricate relations of humor in intergroup situations
B18.005 (Brig Campus)
«Den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft kann man am Zustand ihrer Gefangenen ablesen.»
F. Dostojewskij
In Bezug zu Straftaten lässt sich die öffentliche Meinung, die insbesondere über (soziale) Medien repräsentiert wird, fast ausschliesslich durch das Interesse an der Bestrafung von Straftäter/innen charakterisieren. Regelmässig wird bei schweren Straftaten die Anwendung des schwersten Eingriffsinstruments in die Privatsphäre gefordert, welches dem Staat zur Verfügung steht: Freiheitsstrafe in der Strafvollzugsanstalt.
Demgegenüber fällt auf, dass das öffentliche Interesse an Straffälligen ab dem Zeitpunkt ihrer Verurteilung üblicherweise stark nachlässt. Wie der Strafvollzug im Gefängnis konkret von den Betroffenen wahrgenommen und empfunden wird, bleibt meist im Dunkeln. Dabei könnte man meinen, dass es uns interessieren sollte, wie der «Wirkstoff» Strafvollzug nun auf kriminelle Tendenzen der Inhaftierten Einfluss nimmt. Für gewöhnlich wird aber äusserst wenig Rechenschaft über die von Strafvollzugsanstalten ausgehenden Wirkungen auf ihre «Einwohner» abgelegt, obwohl ein konstruktiver Umgang mit Straffälligen auch im Interesse der Allgemeinheit wäre.
Dieses Webinar gibt über Befunde und konkrete Situationsschilderungen innerhalb des Strafvollzugs einen Einblick in das Erleben von Strafgefangenen. Dr. iur. Martin Brandenstein zeigt auf, welche Wechselwirkungen sich im Kontext allgemeiner Sicherheitsinteressen zwischen den psychischen Bedingungen von Inhaftierten einerseits und den vom Strafvollzug ausgehenden psychischen Wirkungen andererseits ausmachen lassen. Anschliessend werden mögliche kriminalpolitische Konsequenzen angedeutet.
Dr. iur. Martin Brandenstein, Dipl.-Psych. studierte Psychologie in Würzburg und Freiburg i. Br. (Dtld.) sowie (überlappend) Rechtswissenschaften in Freiburg i. Br. und Köln (Dtld.). Er promovierte in Rechtswissenschaften am MPI für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg i. Br. über ein kriminologisches Thema im Bereich des Strafvollzugs. Von 2009-2019 war Dozent für Kriminologie an der Universität Bern und ist seit 2012 bis heute Dozent für Rechtspsychologie an der Universität Bern. Zudem ist er seit 2019 selbstständiger forensisch-psychologischer Sachverständiger in Freiburg i. Br. und Forschungsassistent bei Prof. Dr. Cathrine Konopatsch an der FernUni Schweiz.