jeudi 20 mars 2025
12:30 - 13:15
En ligne

 

Der Kalte Krieg wurde nicht nur im Rüstungswettlauf, Stellvertreterkriegen, wirtschaftlichen und technologischen Wettkampf ausgefochten, sondern auch auf Aschenbahnen und Eisfeldern. Sportliche Erfolge galten als Triumphe des politisch-gesellschaftlichen Systems, auch gab es zahlreiche politisch motivierte Sportboykotte. Das Eishockey mit seinen Hochburgen in Nordamerika und der Sowjetunion war davon besonders betroffen. Auch in der Schweiz war dies spürbar: Die Intensität des Spielverkehrs mit Ostblockstaaten folgte den Eskalations- und Entspannungsphasen des Ost-West Konflikts, die WM 1961 in der Schweiz erlebte einen Skandal, als die Bundesrepublik ein Spiel gegen die DDR verweigerte, 1962 wurde der Schweizer Nationaltrainer wegen Zugehörigkeit zur Partei der Arbeit entlassen, an der WM 1971 sorgten wiederholte Buhrufe des Schweizer Publikums gegen die sowjetische Hymne für internationales Aufsehen und von 1948 bis 1989 flüchteten zahlreiche Spieler aus der Tschechoslowakei und anderen Ostblockstaaten in die Schweiz.
In den letzten anderthalb Jahrzehnten ist Eishockey erneut zu einem Element geopolitischer ‘Soft Power’ geworden, was sich etwa im Sponsoring von Schweizer Vereinen durch russische Oligarchen und staatsnahe Konzerne, dem engen Verhältnis des Schweizer Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbandes zum russischen Staatspräsidenten oder Versuchen einer Expansion der russischen ‘Kontinental Hockey League’ in die Schweiz manifestierte. Das Webinar gibt anhand des Schweizer Eishockeys Einblick in die Verflechtung von Sport und Politik im Kalten Krieg und fragt nach Kontinuitäten in die Gegenwart.

 

Referent

Christian Koller ist Dozent des Moduls «Sozialgeschichte» an der FernUni Schweiz sowie Direktor des Schweizerischen Sozialarchivs und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte von Nationalismus und Rassismus, Sportgeschichte, soziale Bewegungen, Historische Semantik, industrielle Beziehungen sowie Gewalt- und Militärgeschichte.

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